Doris Echlin (Seminarbericht)
Doris Echlin über Stabilität und Freiheit im Yoga
Mein Resumée vorweg für alle, die diesen Bericht vielleicht nur anlesen: Doris Echlin ist eine großartige Lehrerin! Ihre Art zu unterrichten stillt meine Sehnsucht nach mehr, schenkt mir Stille und Zufriedenheit – mit ihren wunderbaren sprachlichen Formulierungen, ihren profunden anatomischen Kenntnissen und ihrem ausgeglichenen, warmherzigen Wesen.
Freitag abend beginnt sie anhand von an den Wänden aufgeklebten A3-formatigen Bildern verschiedene Aspekte des Yoga wie zB Verwurzelung, Reinheit oder Ausharren zu erklären. So komplex und vielschichtig der Yoga auch ist – der Fokus soll immer auf Verinnerlichung und nicht auf eine äußere Form gerichtet sein. Ein weiteres Bild zeigte uns den Lotussitz als Sinnbild dafür, dass wir alle das Potential zur Erweckung in uns tragen. Gleichzeitig steht dieses asana auch ganz praktisch für Hüftbeweglichkeit.
Hüft- und Schultergelenke standen an diesem Herbstwochenende auf dem Programm. Doris Echlin vermittelt Anatomie in kompakten Einheiten: erst asanas üben, um das Spüren zu lernen (Schreiben strengstens verboten!), dann folgt die entsprechende Theorie. Ich schätze an ihren Ansagen vor allem die inspirierenden Energielenkungen und die bei aller therapeutischer Korrektheit stets auch angesprochenen Qualitäten einer Position. So übten wir zB. die Armhaltung des Adlers. Wir atmeten zwischen den Schulterblättern ein und gleichmäßig durch beide Augen aus. Und dabei dehnte sich nicht nur der Trapezmuskel, entstand nicht nur Entspanntheit und Weite zwischen den Schulterblättern und in den Augen, sondern es wurde auch die Weite im hinteren Herzraum angesprochen.
Im Theorieteil gab es stets spannende Diskussionen und interessante Einsichten. Für mich persönlich war das Thema Stabiliät des Schulterblattes besonders wichtig. Besonders Frauen leiden unter einer Instabilität des Schulterblattes und einem subluxierten (leicht aus den Gelenksflächen verschobenen) Schultergelenk. Ein häufiges aber leider falsches Korrekturmuster ist das Zusammenziehen der Schulterblätter, um die Aufrichten in der oberen WS zu erreichen – Schulterblätter sollten nur zur Armbewegung eingesetzt werden. Doris Echlin, die jahrelang in Los Angeles als Physiotherapeutin in einer Skolioseklinik gearbeitet hat und auch spiraldynamisch gebildet ist, warnte generell davor, Ansagen, die für spezielle Fehlstellungen entwickelt worden sind, unreflektiert zu übernehmen. Im Zweifelsfalle allgemeiner bleiben und das Wesentliche im Yoga betonen: den Weg der inneren Wahrnehmung.
Doris, wann kommst Du wieder nach Wien?
Ein Seminarbericht von Alexandra Eichenauer-Knoll, erschienen in der MItgliederzeitung von Yoga-Austria-BYO
PS: Das nächste Seminar mit Doris Echlin in Wien findet von 24.-26. Jänner 2014 statt.